Die berühmtesten Momente aus präsidialen TV-Duellen - und ihre Lehren
TV-Duelle sind nicht unbedingt zentral für die Wahlentscheidung Einzelner - aber kleine Patzer können einen Wahlkampf dramatisch torpedieren. Ein Blick in die Geschichte.
Kennedy vs. Nixon, 1960
Es war das erste Fernsehduell in der Geschichte amerikanischer Präsidentschaftswahlen - und Nixon hatte keinen guten Abend. Er hatte sich vorher geweigert, geschminkt zu werden - was dazu führte, dass seine Bartstoppeln deutlich zu sehen waren, während Kennedy neben ihm jugendlich , frisch und glatt rasiert wirkte. Nixon hatte zudem zwei Wochen Pause in Sachen Wahlkampf einlegen müssen, um eine Knieinfektion auszukurieren, und wirkte deswegen ohnehin kränkelnd - was im Kontrast zu dem für Fernsehkameras geschminkten jungen Senator Kennedy besonders auffiel. Zu allem Übel begann Nixon außerdem unter der Studiobeleuchtung stark zu schwitzen - und wischte sich den Schweiß mehrfach mit einem Taschentuch vom Gesicht.
Nixon hatte (wir befinden uns noch in der Ära des Schwarz-Weiß-Fernsehens) außerdem die falsche Anzugfarbe gewählt: Sein hellgrauer Anzug schien mit dem Hintergrund zu verschmelzen, während Kennedys dunklerer Anzug sich stark vom Hintergrund absetzte. Später wurde oft debattiert, ob das erste verpatzte Duell Nixon gar die Wahl gekostet habe - eines ist sicher: geholfen hat ihm der Auftritt ganz bestimmt nicht
Lehre:
In TV-Duellen kommt es nicht nur darauf an, wer die besseren Argumente hat, sondern auch (vielleicht sogar vor allem) auf die Optik. Das verstanden nach dieser Niederlage auch Nixon - und vor allem seine Berater. Ein Auszug dazu aus “Die Brandstifter”:
Nachdem Nixon 1960 das erste Fernsehduell zweier Präsidentschaftskandidaten gegen Kennedy verloren hatte, bereitete sein Wahlkampfteam um Roger Ailes die Kampagne 1968 mediengerecht fürs Fernsehen vor. Ailes, der spätere Gründer von Fox News, damals erst 29 Jahre alt, plante bis ins kleinste Detail orchestrierte Wahlkampfveranstaltungen. So wollte er den eigentlich drögen, steifen Nixon als präsidiale Figur präsentieren – die kunstvolle Fernseh-Inszenierung sollte das Publikum vergessen lassen, wie langweilig sie Nixon eigentlich fanden.
Ailes war überzeugt: Das Fernsehen hatte den Präsidentschaftswahlkampf revolutioniert. «So werden sie von jetzt an gewählt werden. Die nächsten Kerle werden Performer sein müssen», sinnierte er damals. '
Carter vs. Reagan, 1980
Reagan hatte - auch wenn wir das heute oft vergessen - zu Beginn seiner politischen Karriere in Kalifornien den Ruf, eine Gestalt des rechtsaußen-Rands des politischen Spektrums zu sein, mit extremen Positionen, wenig Berührungsängsten zu rassistischen Positionen, Rassist*innen und radikalen, verschwörungsgläubigen Gruppen wie der John Birch Society. Deswegen war es logisch, dass Jimmy Carter in dieser TV-Debatte versuchen würde, Reagan als Extremisten darzustellen - eine Taktik, mit der die Demokraten 1964 gegen Barry Goldwater großen Erfolg gehabt hatten.